Begrüßung: Dr. Brigitte Hausmann, Fachbereich Kultur Steglitz-Zehlendorf
Anlässlich der Neuerscheinung des Buchs „Städtebau im Nationalsozialismus. Angriff, Triumph, Terror im europäischen Kontext“ stellt der Mitherausgeber Prof. Dr. Harald Bodenschatz (TU Berlin) einige Ergebnisse seiner Forschung vor. Dieses Buch ist zugleich der Schluss- und Höhepunkt einer 25-jährigen Beschäftigung von Harald Bodenschatz und einer wechselnden Gruppe von Fachleuten mit dem Themenfeld Städtebau und Diktatur in verschiedenen europäischen Ländern: in der ehemaligen Sowjetunion, in Italien, in Portugal und in Spanien.
Städtebau war ein wesentliches Instrument (nicht nur) der NS-Diktatur. Er diente der Legitimation der Herrschaft, der Produktion von Zustimmung, der Demonstration von Stärke, Effizienz und Schnelligkeit, er untersetzte die wirtschaftliche, soziale und kulturelle Entwicklung, er vermittelte das gesellschaftspolitische Programm im Inland wie Ausland, und er mobilisierte alte wie neue Fachleute. Er war ein Medium der Konkurrenz, vor allem mit anderen europäischen Diktaturen, und er war von Anfang an ein Mittel zur Vorbereitung und Durchführung des Krieges. Im städtebaulichen Alltag wurde sichtbar, welche sozialen Schichten ausgegrenzt, verfolgt, eingesperrt und ermordet wurden. Auch nach dem Fall der Diktatur bewegt das städtebauliche Erbe dieser Zeit – bis heute. Städtebau und Diktatur ist nicht nur ein historisches Thema.
Das Buch plädiert für einen veränderten Blick auf den Städtebau: hinter die monumentalen Kulissen, hin zu den eigentlichen Prioritäten der NS-Führung, den Projekten zur Vorbereitung und Begleitung des Krieges, dorthin, wo nicht nur gezeichnet, sondern auch gebaut worden ist. Denn immer noch dominiert der Blick auf die großen Protzprojekte, ein Blick, der von der Diktatur selbst propagiert wurde. Hier zeigt sich oft ein zu enges Verständnis von Städtebau, das etwa Altstadterneuerung, die Anlage von Industriegebieten, Autobahnen, Erziehungsanstalten und Lagern sowie andere Einrichtungen der materiellen und sozialen Infrastruktur eher ausklammert. Untersucht wurden diese Gegenstände durchaus, aber viele Ergebnisse bleiben in kleinen Zirkeln verhaftet, in regionalen und disziplinären Zirkeln, in Generationszirkeln und auch in thematischen Zirkeln, die eine Integration in übergeordnete Diskurse erschweren.
Der Vortrag thematisiert ein Teilthema des Buches – den Umbau des Großraums Berlin in eine Rüstungslandschaft, die in Europa einmalig war.
Donnerstag, 20.11.2025, 18.30 Uhr
Schwartzsche Villa
Der Eintritt ist frei.